arbeitplus wien
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Pressekonferenz-Setting im Arkadenhof des Wiener Rathauses mit Diskutanten und vielen Kameras

Corona-Krise am Arbeitsmarkt: Die Uhr tickt

(14.9.2020) Über 170.000 Arbeitslose gibt es derzeit in Wien (inklusive 22.000 Personen in Schulung), davon sind gut 74.000 bereits mehr als ein Jahr auf Jobsuche. Besonders die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Frauen ist deutlich gestiegen: 33.363 suchen seit mehr als einem Jahr einen neuen Job – das sind um gut ein Fünftel mehr als noch im August 2019. Die Zahlen zeigen, dass die Corona-Krise Frauen besonders hart trifft.

Mediengespräch mit Stadtrat Hanke und AMS Wien-Chefin Draxl

Beim Mediengespräch am 14.9. standen deshalb die arbeitsuchenden Frauen im Fokus. Eigentlich hätte auch eine Jobmesse speziell für Frauen stattfinden sollen, veranstaltet von arbeit plus Wien in Kooperation mit AMS Wien und waff: Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen musste diese trotz eines ausgeklügelten Sicherheitskonzeptes abgesagt werden – die Gesundheit geht vor!

Unterstützungsangebote müssen ausgebaut werden

Durch das fast vollständige Erliegen des Städte- und Kongresstourismus sind gerade in Wien viele Jobs verloren gegangen. Um die Betroffenen wieder in Arbeit zu bringen, braucht es den Ausbau von Angeboten im Bereich geförderte Beschäftigung, Arbeiten & Lernen, Beratung und Betreuung sowie Qualifizierung. Damit sich Arbeitslosigkeit nicht verfestigt, ist es jetzt essenziell, Arbeitsuchende rasch mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen. arbeit plus Wien-Vorsitzende Swantje Meyer-Lange: „Eine Frau, die gleich Beginn zu der Corona-Krise arbeitslos wurde, ist jetzt schon ein halbes Jahr arbeitslos. Hier stellen sich rasch Symptome von Langzeitarbeitslosigkeit ein und die Reintegration wird schwieriger. Wir müssen jetzt handeln: Die Uhr tickt.“

Zwei Frauen und zwei Männer in einem Pressekonferenz-Setting
Stadtrat Peter Hanke, AMS Wien-Chefin Petra Draxl, arbeit plus Wien-Vorsitzende Swantje Meyer-Lange und apW-GF Christoph Parak beim Mediengespräch

Hanke: „Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig in der Gleichstellungspolitik keinen Millimeter nachzulassen“

Als unabdingbar bezeichnet Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke es, die von der Corona-Krise besonders betroffenen Frauen zu stärken und ihre Arbeitsmarktchancen zu verbessern. „Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig in der Gleichstellungspolitik keinen Millimeter nachzulassen. Denn in Zeiten der Krise besteht immer auch die Gefahr, dass gerade Frauen aus dem Erwerbsleben gedrängt werden, ihre beruflichen Chancen insgesamt schwinden“, erklärt Hanke. „So wollen wir mit dem 17 Millionen Euro schweren Wiener Corona-Ausbildungspaket gerade auch Mädchen und jungen Frauen durch bestmögliche Ausbildung neue Berufschancen auch jenseits der Rollenklischees geben.“
Eine beherzte, umfassende Beschäftigungspolitik kann zur Bewältigung bzw. Abwendung der sozialen und wirtschaftlichen Krise beitragen. Hanke betont: „Die Wienerinnen und Wiener können sich darauf verlassen, dass wir ihnen gerade auch in dieser schwierigen Zeit den Rücken stärken.“ Er verweist dabei auf die Corona-Hilfspakete mit einmal 150 Mio. Euro und weiteren 50 Mio. Euro, die Wien in Summe bereitgestellt hat, damit die Wirtschaft und ihre Beschäftigten gut durch die Krise kommen. Eine wichtige Initiative, die gerade auch Frauen vor Altersarmut schützt, ist auch die Joboffensive 50plus von Bürgermeister Michael Ludwig, die um 1.000 neue Stellen aufgestockt wird.

Ein Mann mittleren Alters mit dunklem Haar und grauem Anzug spricht in ein Mikrophon
Stadtrat Peter Hanke

Draxl: „Für Frauen ist es wichtig, rasch wieder in Arbeit oder Ausbildung zu kommen“

AMS Wien-Chefin Petra Draxl betont, dass trotz Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit im Lockdown sozusagen über Nacht um ein Drittel hinaufgeschnellt ist und unterschiedliche Zielgruppen in unterschiedlicher Weise betroffen waren. „Wir haben im Lockdown sehr rasch gesehen: Jene Berufe, die weiter funktionieren mussten und weiter funktioniert haben, weil sie in der Krise dringend gebraucht wurden, waren traditionell weibliche Berufe, etwa im Gesundheitsbereich oder im Einzelhandel.“ In der Statistik hat diese Zäsur die Frauenarbeitslosigkeit daher nicht stärker in die Höhe getrieben als die Gesamtarbeitslosigkeit. Draxl: „Bei näherer Betrachtung stellen wir aber fest: Lockdown und Quarantäne belasten sowohl arbeitslose als auch berufstätige Frauen überproportional, weil Kinderbetreuung und Homeschooling in den allermeisten Fällen an ihnen hängen.“ Aus dieser Ausgangsposition ist es für Frauen dann sehr oft schwieriger, wieder in eine Beschäftigung zu kommen, nachdem sie einen Job verloren haben. „Uns ist jetzt wichtig, Frauen zu unterstützen, rasch wieder hinaus zu kommen, in eine Arbeit oder eine Ausbildung. Je länger sie zu Hause sind, desto schwieriger wird es, wieder ins Berufsleben zurückzufinden.“

Eine Frau mit dunklen, kurzen Haaren und Brille spricht in ein Mikrophon.
AMS Wien-Chefin Petra Draxl

Sozialintegrative Unternehmen und Wirtschaftsbetriebe als ChancengeberInnen

Ins Berufsleben zurückgefunden haben die 21 ErzählerInnen im neuerschienenen Buch „ChancengeberInnen – Von Menschen, die eine neue Jobchance bekommen, und denen, die sie dabei unterstützen“, das quasi „zum Mutmachen“ vorgestellt wurde. Die ehemals Langzeitarbeitslosen berichten von den vielfältigen Hindernissen auf dem Weg (zurück) in den Job, von Sorgen und Nöten – und von den Chancen, die sie bekamen. Die Geschichten machen deutlich, dass viele Arbeitsuchende und ihre zukünftigen ArbeitgeberInnen Unterstützung und den richtigen Anstoß von außen brauchen, um einander zu finden – eine Leistung der Sozialen Unternehmen, die auch den ArbeitgeberInnen viele Vorteile bringt.

Eine Frau mit kinnlangen blonden Haaren und gepunktetem T-Shirt hält ein Buch in die Kamera
arbeit plus Wien-Vorsitzende Swantje Meyer-Lange präsentiert das neuerschienene Buch "ChancengeberInnen"
Zwei Männer und eine Frau im Pressekonferenz-Setting
Bernadette Stowasser (denn's Biomarkt) und Wolfgang Tobler (KHM) berichten über ihre Zusammenarbeit mit Sozialen Unternehmen

Bernadette Stowasser, Gebietsleiterin bei denn’s Biomarkt, arbeitet mit dem Wiener Hilfswerk zusammen und schätzt besonders die Vorauswahl der MitarbeiterInnen und die Möglichkeit des Praktikums: „Da können beide Seiten feststellen, ob sie zueinander passen.“ Sie beschäftigt auch gerne MitarbeiterInnen über 50, weil sie Lebenserfahrung und „mehr Ernsthaftigkeit im Job“ mitbringen. Wolfgang Tobler, Leiter Guest-Service Kunsthistorisches Museum, verlässt sich bei der Personalauswahl auf die Expertise von Job-TransFair. „Zusätzlich werden wir beim Einstieg unterstützt, etwa mit Auffrischungskursen oder Grundausbildungen, und es ist ein langer Erprobungszeitraum möglich.“
„Gerade in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation sind die Wiener sozialintegrativen Betriebe und ihr Dachverband arbeit plus Wien wichtige Faktoren bei der Bewältigung der Corona-bedingten Krise. Sie stellen ihre Erfahrung und ihre Expertise gerne zur Schaffung und Umsetzung von neuen Angeboten für arbeitsuchende Menschen zur Verfügung“, erklärt Swantje Meyer-Lange abschließend.

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