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10 Jahre PERSPEKTIVE Jobmesse

(11.9.2019) Anlässlich „10 Jahre Jobmesse PERSPEKTIVE“ wurden neue und bewährte Unterstützungsmöglichkeiten für ältere Arbeitsuchende und Langzeitbeschäftigungslose vorgestellt.

Immer mehr Firmen vertrauen bei der Personalauswahl auf die Expertise von Sozialintegrativen Unternehmen und wenden sich in punkto Recruiting an Soziale Unternehmen. Warum das so ist, und wie sie davon profitieren, weiß Swantje Meyer-Lange, Vorsitzende von arbeit plus. Dachverband – Soziale Einrichtungen Wien: „Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Sozialintegrativen Unternehmen kennen ihre KlientInnen genau, wissen um deren Fähigkeiten und Stärken. So können sie den Wirtschaftsbetrieben KandidatInnen empfehlen, die genau auf die Stellenausschreibungen passen. Die Firmen müssen sich nicht mit der Vorauswahl herumschlagen und bekommen MitarbeiterInnen, die in den Sozialen Unternehmen bereits hinsichtlich Jobanforderungen geschult sind. In Form von Überlassungen, Praktika oder Arbeitserprobungen können die KandidatInnen sogar ,getestet‘ werden.“

Die Arbeitsuchenden selbst erhalten Unterstützung bei der Bewerbung, können sich „on the job“ beweisen und sind bestens auf ihre neue Aufgabe vorbereitet – eine Win-Win-Situation für alle.

„Die Zahlen zeigen leider: Ältere Menschen haben es am Arbeitsmarkt besonders schwer“, so der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. „Ich bin daher besonders dankbar für die Vorreiterrolle von arbeit plus Wien und den sozialökonomischen Betrieben in Kooperation mit privaten Unternehmen. Mit ihren Initiativen eröffnen sie neue Jobperspektiven für langzeitarbeitslose ältere Menschen am ersten Arbeitsmarkt. Sie haben hier eine echte Pionierarbeit geleistet!“, lobt Hanke.

Warum sich manche Firmen scheuen, BewerberInnen 50+ einzustellen, kann Franz Lorenz von G4S Secure Solutions AG nicht nachvollziehen: „Wir wollen für unsere Kunden da sein und perfekte Dienstleistungen bieten. Dazu gehört Verlässlichkeit, und die finden wir oft bei Menschen, die 50+ sind. Es gibt auch Kunden, die explizit keine „jungen Hupfer", sondern „gestandene Persönlichkeiten“ verlangen – sie schätzen genau wie wir die Verlässlichkeit dieser Altersgruppe.“

  • Blick über die Menge in der Volkshalle des Wiener Rathauses
  • Zwei Frauen und zwei Männer bei einer Pressekonferenz

Auch Wolfgang Tobler vom Kunsthistorischen Museum Wien ist dankbar für seine MitarbeiterInnen über 50: „Wir brauchen Leute, die sich im direkten KundInnenkontakt bewähren – ob als Saalaufsicht oder im Shop, sie müssen sich laufend auf sehr viele unterschiedliche Typen einstellen können. Menschen der Altersgruppe 50+ haben oft viele Jahre Erfahrung in diesem Bereich und bekommen nur deswegen keinen Job, weil mancherorts nach Alter selektiert wird. Das heißt, wir haben dank unserer Kooperation mit Job-Transfair und Trendwerk den Vorteil, auf ein Riesenpotential zugreifen zu können, das andere Firmen nicht bemerken.“

Die Vorteile der Personalsuche über Sozialintegrative Betriebe betont auch Ingrid Nowotny, Tauber Brötchen Manufaktur: „Unsere Zusammenarbeit mit itworks läuft sehr gut: Bei der Personalsuche ist deren Betreuer meine erste Ansprechperson, er macht die Vorauswahl und empfiehlt mir dann MitarbeiterInnen, die zu uns passen. Dazu informiert er uns auch über mögliche Förderungen – diese perfekte Betreuung ist für uns das größte Kriterium!“

Auch Wolfgang Helm von Spar Österreich lobt die Kooperation mit den Sozialintegrativen Unternehmen: „71% der Personen, die seit 2016 über unsere Kooperation mit der Caritas zu uns gekommen sind, haben langfristig einen Job gefunden, davon sind mittlerweile drei in Führungspositionen aufgestiegen!“

Für ältere Wiener Arbeitsuchende ist diese Art der Personalvermittlung eine besondere Chance, da sich ihre Jobaussichten in den letzten zehn Jahren verringert haben. Vor allem aufgrund der demographischen Entwicklung stieg die Erwerbstätigkeit in der Gruppe der Über-50-Jährigen von 147.200 im Jahr 2008 auf 220.500 im Jahr 2018 in Wien deutlich. Gleichzeitig erhöhte sich auch der Anteil der erwerbstätigen Frauen in der Altersgruppe 50plus in Wien von 46% im Jahr 2008 auf fast 60% im Jahr 2018.

„Die jungen Alten“: wachsende Gruppe mit geringen Chancen

Dieser erfreulichen Zunahme der älteren Erwerbstätigen steht aber auch ein negativer Aspekt gegenüber: Die Arbeitslosenzahlen in dieser Gruppe steigen. Gab es in Wien 2008 „nur“ 14.259 Arbeitslose über 50 Jahre (also etwa 10% Arbeitslosenquote), waren es 2018 mit 32.654 bereits mehr als doppelt so viele (knapp 15%). Besondere Sorge bereitet, dass bei den älteren Arbeitsuchenden Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu einem größeren Problem geworden ist: 2008 war knapp ein Drittel der Betroffenen länger als ein Jahr auf Jobsuche, während im Jahr 2018 bereits die Hälfte langzeitbeschäftigungslos war. Insgesamt stieg in dieser Dekade die Langzeitbeschäftigungslosigkeit bei Menschen über 50 in Wien um 248% auf insgesamt 16.786 Personen. Und das, obwohl in den letzten Jahren Hochkonjunktur herrschte und die Arbeitslosenzahlen allgemein sanken – nur eben nicht bei den Älteren. „Wir müssen uns weiterentwickeln zu einer Kultur, wo es nicht nur möglich, sondern selbstverständlich ist, mit über 50 wieder einzusteigen und Karriereperspektiven zu haben!“, so Petra Draxl, Chefin des AMS Wien.

Jetzt Maßnahmen gegen Langzeitbeschäftigungslosigkeit setzen

Deshalb ist es besonders wichtig, sich auf den bereits beginnenden Konjunkturrückgang einzustellen und ihn mit konkreten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen abzufedern. Werden keine geeigneten Schritte gegen Langzeitarbeitslosigkeit gesetzt, wird auch beim kommenden Konjunkturabschwung die Sockelarbeitslosigkeit weiter wachsen – also der Anteil der Arbeitslosen, der auch unter günstigsten konjunkturellen Bedingungen kaum vermittelt werden kann.

Die Bekämpfung der erhöhten Sockelarbeitslosigkeit und die Verbesserung der Job-Chancen von Arbeitsuchenden über 50 war Intention der stark gekürzten Aktion 20.000. Umso wichtiger ist es, dass die Stadt Wien sich nun ihrerseits mit der „Joboffensive 50plus“ des Problems der steigenden Langzeitbeschäftigungslosigkeit bei älteren Arbeitslosen annimmt.

„Ältere arbeitslose Menschen brauchen unsere volle Unterstützung“, betont Stadtrat Hanke. „Deshalb haben wir in Wien gemeinsam mit dem AMS die Joboffensive 50plus gestartet, mit der wir 500 älteren Arbeitslosen eine neue Chance geben. Aber auch darüber hinaus sind wir aktiv: Mit dem waff-Programm „Jobs mit Ausbildung“ unterstützen waff und AMS Wien Unternehmen, die speziell ausgebildete Fachkräfte suchen, und damit jährlich 1.000 arbeitslose Wienerinnen und Wiener, die diese Qualifikationen erwerben wollen. ,Jobs mit Ausbildung‘ ist auch für ältere Arbeitslose mit langjähriger Berufserfahrung eine gute Chance, wieder in den Job einzusteigen“, bekräftigt Hanke.

Neues Angebot: Trainingsplätze in Sozialökonomischen Betrieben

Die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl ergänzt und spricht über ein neues Angebot für ältere und besonders arbeitsmarktferne Menschen: „Wir haben im Vorjahr die Möglichkeit von Trainingsplätzen in Sozialökonomischen Betrieben und Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten gestartet, die freiwillig in Anspruch genommen werden können. Hier können sich Menschen, die lange aus dem Erwerbsprozess draußen sind, an den Arbeitsalltag gewöhnen. Aus den sehr positiven Rückmeldungen wissen wir nun, dass diese Idee ein großer Erfolg ist und von den Menschen genutzt wird, um sich weiterzuentwickeln und zielführende Betreuung und Vermittlung in Anspruch zu nehmen.“

Dennoch bleibt die künftige Bundesregierung gefordert, weitere konkrete Angebote für Ältere und Langzeitbeschäftigungslose zu setzen und ausreichend Geldmittel für das Arbeitsmarktservice und für aktive Arbeitsmarktpolitik bereitzustellen.

Swantje Meyer-Lange, Vorsitzende von arbeit plus Wien, hält abschließend fest: „Sozialintegrative Betriebe mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how müssen weiterhin eine wichtige Rolle in der Arbeitsmarktpolitik spielen. Sie beraten, beschäftigen, qualifizieren und vermitteln am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen. Wie die Beispiele zeigen, arbeiten sie nicht abgekoppelt vom Wirtschaftsleben: Durch ihre Kooperationen mit Betrieben in vielen Branchen unterstützen sie heimische Unternehmen in vielerlei Hinsicht – durch Personalauswahl, Zuarbeiten, Zeitarbeitskräfte etc. – und nehmen einen wichtigen Platz im Wirtschaftsgefüge ein.“

Die Jobmesse PERSPEKTIVE ist sowohl eine Informationsveranstaltung für ältere Arbeitsuchende und Langzeitbeschäftigungslose als auch eine Leistungsschau der Sozialintegrativen Betriebe. Auch heuer informierten sich rund 2.000 arbeitslose Wienerinnen und Wiener über Unterstützungsangebote und Arbeitsplätze in Sozialen Unternehmen. Veranstalter der Jobmesse ist arbeit plus Wien in Kooperation mit AMS Wien und waff.

arbeit plus. Dachverband – Soziale Unternehmen Wien (vormals DSE-Wien)
Der Dachverband vertritt seit 2001 Wiener Organisationen, die langzeitbeschäftigungslose Menschen beraten, qualifizieren und beschäftigen. Über 30.000 nutzen diese Angebote jährlich. Die Interessenvertretung repräsentiert knapp 60 Betriebe und Beratungseinrichtungen, hinter denen 32 Trägerorganisationen stehen.


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