Mit 51 Jahren voll durchgestartet
Sozialpädagogik wollte sie studieren, um mit Kindern zuarbeiten – das scheiterte aber am fehlenden C1-Deutschzertifikat. Also entschied sich die seit fast 30 Jahren in Österreich lebende gebürtige Polin gegen das Studium und war offen für neue Erfahrungen. Die Möglichkeit, bei Visitas (Wiener Rotes Kreuz) im Besuchsdienst einzusteigen, erwies sich für Agata D. als doppelter Glücksfall: „Beim Roten Kreuz zu arbeiten war ein Traum
für mich“, sagt sie, und gleichzeitig entdeckte sie, wieviel Freude ihr die Arbeit mit älteren Personen macht. Am Anfang war es nicht immer leicht: „Ich habe viel mit dementen Menschen zu tun gehabt, da braucht man viel Geduld. Aber wir waren gut vorbereitet.“ Es gab interne Workshops und Schulungen mit Krankenpfleger*innen, Psychotherapeut*innen, Sanitäter*innen etc., die aus der Praxis berichteten und den Lernstoff greifbar machten.
Agata D. ging mit großem Engagement an die Sache heran, immer mit dem Anspruch, ihr Bestes zu geben. Das beeindruckte die Beraterinnen bei Visitas – Petra Hillebrand: „Sie ist gekommen, sie war zuverlässig, sie hat einfach mitgemacht.“ Ihr Verantwortungsbewusstsein, ihre Motivation weckten Hoffnungen in der Outplacement-Spezialistin, dass D. sich weiterqualifizieren, eine Heimhelfer*innen-Ausbildung machen würde – doch trotz vieler Informationen zu dieser Berufschance blieb die damals 51-Jährige dabei: Sie wollte weiter im Besuchsdienst arbeiten, es passte für sie alles so, wie es war. Das Visitas-Team unterstützte sie perfekt, sie liebte ihre Tätigkeit und freute sich, dass sie Menschen helfen konnte: „Es ist ein toller Job – auch wenn manche Leute, bei denen ich damals war, jetzt nicht mehr wissen, dass ich existiert habe. Es hat in dem Moment einen Unterschied gemacht.“ Sie erzählt von dem alten Herrn, der bei ihrem Besuch trotz seiner Demenz sofort wusste, dass ein Spaziergang anstand, von den Menschen, die sie zum Essen motivieren konnte, und der 107-jährigen Dame, die beim Kartenspielen voller Elan war – und man spürt, sie liebt die Menschen, lebt für die Aufgabe, für diesen Beruf.
Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen bei der Jobsuche kann sie das noch immer nicht so ganz glauben: „Ich bin jetzt 52, denen war ich damals schon zu alt… Und jetzt hab’ ich eine Ausbildung gemacht und die Prüfung geschafft!“ Sie ist zu Recht stolz auf ihren erfolgreichen Neustart und rät allen Frauen, die überlegen, eine Heimhilfeausbildung zu machen: „Im Besuchsdienst arbeiten, schauen, wie das ist mit den Menschen, kann ich das
– denn es ist nicht einfach. Ich mache eine Türe auf und weiß nicht, was mich erwartet.“ Was Agata D. jetzt beruflich erwartet, ist ein sicherer Job als Heimhilfe, eine Tätigkeit, die sie bis zur Pension und auch darüber hinaus – dann geringfügig beschäftigt – ausüben kann und möchte: „Ein paar Jahre hab‘ ich noch, und da versuch‘ ich, mein Bestes zu tun. Aber den Kontakt zu Visitas werde ich nie abbrechen. Das sind tolle Leute!“
Jeder zweite Frau findet nach VISITAS-Betreuung einen Platz
Petra Hillebrand denkt gerne an die gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Agata D. zurück und freut sich für die frischgebackene Heimhelferin, deren berufliche Zukunft abgesichert ist: „Das ist etwas, das Visitas wichtig ist: Wir wollen den Frauen eine Perspektive bieten, die sie in eine gute Zukunft bringt.“ Viele Frauen, die arbeitslos, vielleicht schon lange auf Jobsuche sind, erhalten in diesem reinen Frauenprojekt die Möglichkeit zum Neustart. „Als kleiner Betrieb können wir wirklich sehr konzentriert mit den Frauen arbeiten“, erklärt die Outplacerin und fügt stolz hinzu: „Und jede zweite Frau findet einen Platz. Ob das jetzt eine Ausbildung ist, eine Qualifizierung oder ein Job.“
Dieser nachhaltige Ansatz führt zu Vermittlungen in Besuchsdienst, mehrstündige Alltagsbegleitung, Pflegeassistent*in-Ausbildung, Fachsozialbetreuer*in-Ausbildung, aber auch im Bereich Kindergarten oder Clubbetreuung in Senior*innenclubs, Abteilungshilfe im Krankenhaus oder Pensionist*innenwohnheim oder eben in die Heimhilfeausbildung, wie bei Agata D.. Diese bedankt sich bei Visitas und dem ganzen Team: „Was die gekämpft haben, dass ich in meinem Alter noch in die Schule gehe! Und egal wann, wenn ich unten in die Schule gekommen bin (Anm.: die Ausbildung
fand im selben Gebäude statt), ich war oben immer willkommen. Und bei der Prüfung sind sie unten schon gestanden und als ich gesagt habe, ich hab’s geschafft, waren alle so stolz auf mich, oh mein Gott, fast wie eine Familie!“
Agata D. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Visitas beschäftigt und arbeitet nun als Heimhilfe beim Wiener Roten Kreuz.
„Visitas hat mir so viel geholfen –
überall hab‘ ich Unterstützung bekommen.“
Agata D.
„Wir glauben einfach an ,unsere‘ Frauen. Und wir können wirklich sehr auf ,Frauensachen‘ fokussiert sein.“
Petra Hillebrand, Outplacerin bei Visitas