arbeitplus wien
arbeitplus wien

Zur rechten Zeit am rechten Ort

Die Leiter geschultert, eilt René M. im Kolpinghaus „Gemeinsam-leben“ in der Leopoldstadt zum Aufzug. Im Zimmer einer Bewohnerin ist ein Problem mit dem Notrufknopf aufgetreten. Rasch ortet der 22-Jährige den Fehler. Man merkt, er kennt sich aus und weiß genau, was er tut. Schon ist das Problem behoben und der junge Mann ist wieder auf dem Weg zu anderen Aufgaben. Freundlich lächelnd begrüßt er am Gang einen Mann im Rollstuhl – René M. ist angekommen, er hat seinen Traumjob gefunden.
Der nunmehr fixangestellte Haustechniker aus Leidenschaft hatte zunächst eine Tischlerlehre absolviert, die sich aber für ihn langfristig als „Holzweg“ herauskristallisierte: „Ich hab’s fast zwei Jahre in Tischlereien probiert. Es hat mir aber dann im Grunde überhaupt nicht mehr gefallen, weil da überall nur noch Stress herrscht. Da wird wirklich nur auf Gewinn gearbeitet, mit großem Zeitdruck und solchen Sachen“, erinnert sich René M.. Die Arbeitsverhältnisse dauerten auch nie lange, „das längste waren, glaub‘ ich, drei Monate in einer Firma“. Über einen Kollegen erfuhr er vom Projekt Chance2Work von KOLPING Österreich, das damals noch Projekt Handwerk hieß, ging zum AMS und erklärte dem Berater, dass er da einsteigen wolle.

Ein Mann mittleren Alters mit Brille und ein junger Mann vor dem Gebäude des Kolping Gemeinsam Leben-Hauses in Wien 2.
Sind bereits ein eingespieltes Team: Uwe Hogl und René M. (v. l.)
Ein junger Mann lehnt sich lächelnd an eine Leiter.
René M. mag seinen Job und möchte am liebsten bis zur Pension bleiben.

Chance2Work beschäftigt Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 19 und 25 Jahren für sechs Monate im handwerklichen Bereich. „Ich hab‘ dort verschiedene Reparaturarbeiten gemacht, von Fliesenkleben bis zu kleinen Elektrik-Sachen, ich hab‘ Müll aussortiert, hab Malerarbeiten gemacht – was halt jeden Tag auf dem Plan stand“, berichtet René M., und man spürt, dass er sich bei diesen Arbeiten wohlgefühlt hat.

Jobberatung wird großgeschrieben

Natürlich wird bei Chance2Work auch viel Wert auf Beratung gelegt: „Mit der Jobberatung haben die BeraterInnen uns auch wirklich weitergeholfen. Ich hatte auch noch ein paar an dere Bewerbungsgespräche in der Zeit – hat halt nie wirklich geklappt.“ Geklappt hat es aber dann im Kolpinghaus „Gemeinsamleben“, wo er über das Projekt tätig war. „Wir haben meistens drei oder vier Burschen im Haus, manchmal auch nur ein oder zwei, die uns gemeinsam mit einem Arbeitsanleiter bei allgemeinen Tätigkeiten unterstützen“, erklärt Uwe Hogl, Technischer Leiter im Kolpinghaus „Gemeinsam-leben“ Leopoldstadt. „Also Mülltrennung, Aschenbecher auf der Terrasse ausleeren, Botendienste werden großteils über Chance2Work abgewickelt.“

Das Haus im zweiten Bezirk ist ein Altenpflegeheim mit betreutem Wohnen und einer Mutter-Kind-Einrichtung für soziale Härtefälle, wenn Mütter mit Kindern sonst „auf der Straße stehen“. Insgesamt leben dort an die 260 BewohnerInnen (mit Müttern und Kindern aus MUKI). Da gibt es für die Haustechnik schon einiges zu tun. „Wenn irgendwo der Hut brennt, wird die Haustechnik gerufen“, bestätigt Uwe Hogl. „Die Haustechnik kümmert sich im Haus um alles, grob gesagt: Reparaturen, technische Sachen, Leuchtmitteltausch, Brandmeldegeschichten. Dann Malerarbeiten, Instandsetzungen, das läuft auch über die Haustechnik, also auch wieder mit Chance2Work. Da ich mit dem Projektleiter von Chance2Work kooperiere, lerne ich auch einige der Burschen kennen. René M. war damals schon sehr engagiert. Man konnte ihn Tätigkeiten alleine durchführen lassen, was eher selten ist. Und alles, was man ihm aufgetragen hat, hat gepasst. Er war auch sehr wissbegierig, hat das Haus gut kennengelernt und er konnte gut mit den BewohnerInnen, was nicht jeder schafft. Die haben ihn auch akzeptiert.“

Kunterbunter Arbeitstag als Haustechniker

So viel Lob freut den jungen Mann natürlich: „Ich hab‘ auch immer Witze gerissen, dass sie mich doch gleich übernehmen sollen, dass das sicher kein Fehler wäre. Und dann ist eben eine Stelle frei geworden und ich hab mich beworben, im Jänner 2019.“ Seitdem ist René M. einer der fünf Haustechniker im Kolpinghaus „Gemeinsam-leben“ in der Leopoldstadt. Die Verantwortung ist natürlich größer geworden, es sind mehr und größere Reparaturen hinzugekommen, und der „Aufsteiger“ hat mittlerweile auch die Ausbildung zum Brandschutzwart erfolgreich absolviert. Seine Arbeit liebt René M. nach wie vor. „Da gibt’s ein paar fixe Arbeiten, die ich fast jeden Tag machen muss, aber sonst schaut mein Arbeitstag kunterbunt aus“, freut sich der 22-Jährige. „Ich kann mir den Tag gestalten, wie ich will, das ist das Schöne.“ Zu verdanken hat er das einem Ticketsystem, das es den Hausarbeitern erlaubt, selbstständig ihre Prioritäten abzuarbeiten.

"Für uns ist er ein Glücksgriff"

„Er hat sich super bewährt, also er hat alles schnell heraußen gehabt“, ist Uwe Hogl sehr angetan von der Entwicklung seines Mitarbeiters. „Er lernt schnell, er ist sehr engagiert, springt jederzeit für Kollegen ein, wenn irgendwo ein Diensttausch ist oder so. Also wir sind sehr zufrieden – für uns ist er ein Glücksgriff.“
René M. ist auch der erste aus dem Projekt Chance2Work, der direkt übernommen wurde, denn in der Haustechnik gibt es eigentlich kaum Fluktuation. „Das war ein Zufall, dass gerade ein Mitarbeiter aus familiären Gründen weggehen wollte, dadurch hat sich das ergeben“, erläutert der Technische Leiter, der die Zusammenarbeit mit Chance2Work sehr schätzt und die „Burschen“ auch gerne auf ihrem Weg in den Job unterstützt. Und er erzählt von einem ehemaligen Teilnehmer, der jetzt als Security am Flughafen arbeitet und sich immer noch bei ihm für die Unterstützung bedankt, wenn sie sich zufällig über den Weg laufen. „Das macht schon Freude, wenn man sieht, dass das was gebracht hat“, sagt Uwe Hogl, und man versteht gleich noch besser, warum sich René M. hier in dieser familiären Atmosphäre wohlfühlt und für immer bleiben möchte.

René M. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Chance2Work (KOLPING Österreich) beschäftigt und arbeitet jetzt im Kolpinghaus „Gemeinsam-leben“ in Wien-Leopoldstadt.

 

„Ich hab’s schon oft gesagt, ich bleib hier bis zur Pension, wenn da nix passiert.“
René M.

„Wir arbeiten schon von Anfang an mit dem Team Handwerk beziehungsweise jetzt mit Chance2Work zusammen.“
Uwe Hogl, Technische Leitung Kolpinghaus „Gemeinsam-leben“ Wien 2