Viel riskiert und alles gewonnen
Die heute 40-Jährige muss sich gefühlt haben wie im falschen Film, als alle ihre Bewerbungsversuche ins Leere gingen. „Es ist sehr schwierig, einen Job zu finden, wenn man noch keine Arbeitserfahrung in Österreich hat“, erzählt die gebürtige Albanerin. „Mein Deutsch war nicht perfekt, und wenn du sagst, dass du Mutter von zwei Kindern bist, schauen die Leute gleich ein bisschen …“
Seit sechs Jahren ist Adriana D. mit ihrer Familie nun in Österreich und hat dafür einiges riskiert. In ihrer ursprünglichen Heimat Albanien absolvierte sie ein Dolmetsch-Studium für Französisch, arbeitete als Französischlehrerin, fürs Fernsehen, als Versicherungsmaklerin und im Sekretariat eines Gymnasiums. Schließlich wanderte sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern nach Italien aus. Acht Jahre lebte sie dort, doch dann kam die Krise, Adriana D.s Mann verlor seinen Job. „Ich war mit zwei kleinen Kindern zuhause, habe nur übersetzt, das brachte nicht genug Geld. Wir waren vor elf Jahren im Urlaub in Wien, das war sehr schön für uns. Wir haben Freunde hier, und mein Mann hatte die Möglichkeit, gleich einen Job zu beginnen,
und so haben wir uns entschieden, nach Wien zu gehen.“
Rasch musste sie erkennen, dass Urlaub und in Wien leben zwei ganz unterschiedliche Dinge sind. „Die Sprache war für uns wirklich eine große Herausforderung. Mit zwei kleinen Kindern, und wir konnten kein Deutsch am Anfang. Wir haben wirklich viel riskiert“, berichtet sie in mittlerweile einwandfreiem Deutsch, das mit dem kleinen, kaum merkbaren Akzent besonders charmant wirkt. Adriana D. absolvierte einen Deutschkurs nach dem anderen, teils selbstfinanziert, teils über das AMS, aber nach fünf Jahren reichte es ihr: „Ich hab‘ mir gedacht, es ist genug – ich muss mir was suchen.“
Die Suche schien aussichtslos, doch D. gab nicht auf, legte noch eine Ausbildung nach: Am WIFI machte sie einen Kurs zur Personalverrechnerin. „Ich dachte mir, das ist eine sehr gefragte Ausbildung, damit finde ich sicher was“, erinnert sie sich. Und dieser Kurs sollte wirklich entscheidend für ihren weiteren Berufsweg werden …
Erster Job bei einer Leihfirma
Den ersten Teil des Kurses finanzierte Adriana D. aus eigener Tasche, für den zweiten Teil suchte sie beim AMS um eine Förderung an: „Aber ich hab‘ Job-TransFair gekriegt. Ist besser so“, fasst sie die entscheidende Wende in ihrem Leben zusammen. Obwohl sie zunächst skeptisch war, erwies sich der Einstieg bei Job-TransFair als absoluter Glücksfall. Einen Monat lang besuchte sie einen klassischen Kurs zur Vorbereitung: „Das war supertoll, wirklich, und es hat bei mir wirklich gut funktioniert“, schwärmt sie. „Und dann hab‘ ich bei Job-TransFair meinen ersten Job über die Leihfirma gehabt, das war bei Musorg.“
Ein halbes Jahr sammelte sie dort Erfahrungen, war glücklich, bis eine schwierige Entscheidung anstand: „Mein Berater kam und sagte mir, dass es eine Möglichkeit im Kunsthistorischen Museum gibt.Aber nur für eine bestimmte Zeit, wegen der Brueghel-Ausstellung, vier oder fünf Monate – da hab‘ ich sehr überlegt, ob ich das machen soll“, erinnert sich D.. „Aber dann hab‘ ich mir gedacht, man muss was riskieren, und die Erfahrung wird sicher super.“ Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat.
Dank fünf Sprachen eine Idealbesetzung
Seit September 2018 ist Adriana D. für das Kunsthistorische Museum (KHM) tätig. Zunächst war sie nur als Unterstützung bei der großen Brueghel-Ausstellung engagiert, aber sie bewährte sich, und ihre Vorgesetzten kamen aktiv auf Wolfgang Tobler, Abteilungsleiter Guest Service im KHM, zu mit der Bitte, die tolle Mitarbeiterin doch weiter zu beschäftigen. Es kam zur Übernahme – „und in der Regel sind diese Beschäftigungsverhältnisse dauerhaft“, verrät Tobler mit einem Lächeln. Nun arbeitet Deliallisi, die fünf Sprachen fließend spricht, als Sales Assistant, betreut Kassa, Shop, Audioguides, Information etc. „Das ist supertoll, eine sehr gute Position“, ist sie mit ihrem Job überglücklich.
Der KHM-Verband umfasst fünf Museen (Kunsthistorisches Museum, Schatzkammer, Theatermuseum und Wagenburg in Wien sowie das Schloß Ambras in Innsbruck) und beschäftigt um die 500 MitarbeiterInnen vollzeitäquivalent. „Der Guest Service, also die Abteilung, in der Frau D. arbeitet, macht ungefähr 50 Prozent dieser MitarbeiterInnen aus“, erklärt Wolfgang Tobler. „Zwei Drittel der Gäste sind nicht deutschsprachig, deshalb sind MitarbeiterInnen wie Frau D., die so viele Sprachen sprechen, ideal.“
"Wir bekommen Leute, die sehr viel mitbringen"
Seit zwei Jahren schon lässt sich Wolfgang Tobler bei der Personalsuche von Job-TransFair unterstützen. Er gibt bekannt, für welche Tätigkeiten Leute gesucht werden, die ExpertInnen treffen eine Vorauswahl und dann kommen zum Vorstellungsgespräch nur Menschen, deren Qualifikationen passen. „Ich glaube, dass wir auf diesem Weg auf MitarbeiterInnen zukommen können, die sonst am Arbeitsmarkt ausselektiert werden aufgrund vieler auf Vorurteilen basierender Schubladisierungen“, merkt Tobler an. „50plus ist so ein typisches Thema, Migrationshintergrund, die Sprache.“ Und er berichtet von einer Mitarbeiterin, die mit fast 60 aufgenommen wurde und sowohl sehr belastbar als auch eine der bestbeurteilten KollegInnen ist. „So erwischen wir sehr viele Leute mit einer sehr langen und sehr erfolgreichen Lebensgeschichte, die sehr viel mitbringen. Sehr viel Vorerfahrung, sehr viel Sprachkenntnis, insgesamt Lebenserfahrung, und die sehr viel gelernt haben, das dann bei uns nützlich ist“, freut sich Wolfgang Tobler.
Adriana Deliallisi war beim arbeit plus Wien-Mitglied Job-TransFair beschäftigt und arbeitet jetzt im Kunsthistorischen Museum.
„Ich bin da nur wegen Job-TransFair!
Also ich hab‘ auch gut gearbeitet,
aber die Möglichkeit dazu hatte ich
dank Job-TransFair.“
Adriana Deliallisi
„Viele MitarbeiterInnen,
die sehr lange suchen,
sind besonders motiviert zu bleiben.“
Wolfgang Tobler, Abteilungsleiter Guest Service im KHM