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Unfassbar, was er schon alles geschafft hat

Mit 12 Jahren erreichte Hussain A. endlich den sicheren Hafen Österreich – hinter ihm lagen eineinhalb Jahre Flucht quer durch den Kontinent und wer weiß welch schreckliche Erlebnisse, die eigentlich kein Kind haben sollte. Heute merkt man dem Mann mit dem breiten, sympathischen Lächeln nicht an, dass er in seinem jugendlichen Alter bereits einen langen und vor allem steinigen Weg hinter sich hat. Er ist einfach nur froh, dass er endlich angekommen ist und sich bei den Wiener Linien sein langgehegter Traum von der Mechanikerlehre schließlich doch noch erfüllt hat.

Schon in Afghanistan galt Hussains Liebe den Autos – bereits mit 8 Jahren begann er, bei einem KFZ-Mechaniker zu arbeiten: „Ich konnte dort keine Schule besuchen. Also ich bin, bevor ich nach Österreich gekommen bin, nie in der Schule gewesen. Erst hier in Österreich hab‘ ich angefangen zu lernen. Ich konnte nicht einmal meinen Namen schreiben“, berichtet er. Der „unbegleitete Minderjährige“, wie das in der Behördensprache heißt, bekam Unterstützung, die er dankbar annahm, besuchte als außerordentlicher Schüler die Hauptschule, schloss auch die polytechnische Schule ab und bestand die B1-Prüfung in Deutsch.

Ein junger, schwarzhaariger Mann in Arbeitskleidung steht vor einer geöffneten Motorhaube.
Hussain A. ist begeisterter KFZ-Mechaniker.

Und dann wollte er arbeiten, eine Ausbildung machen – natürlich als KFZ-Mechaniker. Die Suche nach einer Lehrstelle war langwierig und dauerte bereits vier Jahre, als Hussain über den Sport dieWerkstatt kennenlernte. Der begeisterte Fußballer dribbelte nämlich beim Verein „Goals for my Future“, einem Unterstützungsprojekt für Jugendliche. „Die helfen Leuten, zum Beispiel mit dem Job oder eine Wohnung zu finden. Nicht nur Fußball spielen – die helfen wirklich, dass du weiterkommst“, erklärt er strahlend. Ein Teamkollege erzählte vom Projekt dieWerkstatt – etwas Besseres hätte dem „Sportlerjungen“, wie er sich lachend selbst nennt, gar nicht passieren können: Er
bekam die Chance, Autos zu reparieren und sich noch weiter zu qualifizieren!

Personalvermittler Andreas Lieber ist hochzufrieden mit seinem Schützling: „Serviceaufgaben macht er mittlerweile schon selbstständig, wir haben die Kenntnisse aufgefrischt und noch erweitert.“ Berater Wilhelm Amon fügt hinzu: „Er arbeitet in der Werkstatt hervorragend mit, er ist eine unserer Vollzeitkräfte, nicht nur die typischen 30 Stunden, sondern die vollen 38 Stunden.“ Mit der Lehrstelle wollte es jedoch nicht so richtig klappen: Nach einem Praktikum bei einer Busfirma in Klosterneuburg wurde Hussain doch nicht aufgenommen, auch drei Wochen bei einem KFZ-Mechaniker in Großenzersdorf brachten kein positives Ergebnis. „Als Ausländer, wenn man noch nicht so gut Deutsch kann, ist es schwierig. Da hat man oft keine Chance etwas zu finden“, musste der junge Automobilfan feststellen. Dabei hatte er sogar einen Intensivsprachkurs absolviert!

Ein junger, schwarzhaariger Mann in Arbeitskleidung und ein bärtiger Mann mit weißem Hemd.leidung neben
Hussain A. hat sein Ziel erreicht - unterstützt von Wilhelm Amon und dem Team von dieWerkstatt.

Der Bewerbungsprozess wurde, wie bei allen Projektteilnehmer*innen, intensiv begleitet: Bewerbungsunterlagen wurden ausgearbeitet, Hussain A. wurde bei der Online-Bewerbung unterstützt und nach den vielen Absagen immer wieder neu motiviert. „Aber er hat nie den Mut verloren, war immer da, und immer motiviert“, ist Andreas Lieber stolz auf seinen Schützling.

„Wir haben mehr als zehn Bewerbungen geschrieben, die leider nicht zum Erfolg geführt haben“, berichtet Lieber. „Das bei den Wiener Linien war unser letzter Versuch.“ „Eigentlich vermitteln wir keine Ausbildungsplätze, das war eine große Ausnahme, die nur über eine Sonderanfrage möglich wurde“, fügt Berater Wilhelm Amon hinzu. „Und wir haben nach den vielen, vielen Absagen für Lehrstellen auch schon gesagt: Okay, wir müssen einen fixen Job suchen. Egal ob als Werkstatthelfer oder in einem anderen technischen Bereich. Und dass dann die Zusage von den Wiener Linien gekommen ist, war für alle der bestmögliche Ausgang.“ Für Hussain A. beginnt mit der Lehre zum KFZ-Mechaniker ein neuer, hoffentlich besonders erfolgreicher Lebensabschnitt. Am neuen Arbeitsplatz wird er erstmals nicht mit PKWs, sondern mit Autobussen arbeiten, aber: „Mechaniker ist Mechaniker“, meint er pragmatisch und freut sich auf die Herausforderung.

Dafür, dass er auf seine dreijährige Lehrzeit perfekt vorbereitet ist, sorgte die umfassende fachspezifische Schulung, die bei dieWerkstatt möglich ist. Neben PKW- und Zweiradservice gibt es auch die KFZ-Aufbereitung und im Herbst steht wieder die Qualifizierung für Reifenmonteure am Plan. dieWerkstatt repariert Gebrauchtfahrzeuge aller Marken und Baujahre, wodurch sich die Teilnehmer*innen besonders breites Fachwissen erarbeiten können – für die Vermittlung in die KFZ-Branche ein besonderes Plus. Darüber hinaus kann man Erfahrung auf Bürostellen, also etwa im Kundenempfang, oder in der klassischen Reinigung sammeln. Alle, die sich eher in der Metallverarbeitung zuhause fühlen, können im Schweiß-Container Kenntnisse auffrischen, das Schweißzertifikat erlangen und so in diesem Bereich Fuß fassen.

Individuelle Nachbetreuung


Und die Unterstützung durch dieWerkstatt hört mit der fixen Jobzusage nicht auf, sie geht nach Bedarf im Rahmen der Nachbetreuung noch weiter. Besonders bei Hussain A. – „er ist uns ja schon ein persönliches Anliegen“, wie es Wilhelm Amon ausdrückt. Der junge Mechaniker hat zwar die Pflichtschule bestanden, aber in Mathematik gibt’s doch noch Defizite. Und diese werden jetzt mit Hilfe des Werkstatt-Teams behoben: Beim Sommerfest wurde zu Gunsten von Hussain eine kleine Tombola veranstaltet. Der Erlös, der von der Unternehmensleitung verdoppelt wurde, wird für professionelle Nachhilfe verwendet, die ihm einen erfolgreichen Start in seine Ausbildung ermöglichen soll.

Hussain A. war beim arbeit plus Wien-Mitglied dieWerkstatt beschäftigt und absolviert nun eine Lehre zum KFZ-Mechaniker bei den Wiener Linien.

„Dass ich eine Lehrstelle gefunden hab‘, das war mir das Allerwichtigste.“ Hussain A.

„Bei uns ist wirklich sehr viel möglich.“ Wilhelm Amon, dieWerkstatt