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Hartnäckigkeit führte knapp vor der Pension zum Ziel

Das hätte sich Erwin M. in seiner Jugend sicher nicht gedacht, dass er einmal Hunderte Bewerbungen schicken und kaum Antworten, geschweige denn Zusagen erhalten würde. Damals, Mitte der 1980er, da war die Arbeitswelt für ihn noch in Ordnung: 25-Jährig startete er im Molkereiwesen, arbeitete im Lager, im Expedit, bei der Kommissionierung und im Fuhrpark. „Im EU-Gefolge hat sich dann der Markt relativ radikal aufgelöst, da bin ich freigestellt worden“, erinnert er sich.
Da in der Logistik kaum Arbeitsplätze zu finden waren, nahm er das Angebot zur Umschulung auf Netzwerktechniker gerne an, absolvierte die HTL und musste feststellen, dass er mit seinen damals 46 Jahren trotzdem überhaupt keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hatte. Erwin M. suchte nach neuen Möglichkeiten, absolvierte Praktika, Bewerbungstrainings, Kurse. „Und dann hab‘ ich schön langsam gemerkt: ,Also, das wird sicher nix mehr‘“, erzählt er. Eine absolut unbefriedigende Situation für den Mann, der eigentlich nur eines wollte, nämlich arbeiten.

Österreichweit beworben - ohne Erfolg

 „Vor fünf oder sechs Jahren war mein AMS-Berater dann nicht da und seine Vertretung meinte, ich sollte es doch einmal als Abwäscher probieren.“ Erwin M. war für jede Anregung dankbar und bewarb sich österreichweit: „Bis Vorarlberg raus hab‘ ich ganz Österreich abgedeckt. Und überall die gleiche Erfahrung gemacht: Kaum Antworten, wenn dann ein paar nette Absagen, also zehn Prozent Rückfluss, von den anderen hab‘ ich nichts gehört“, berichtet Minar ernüchtert. Einen weiteren Dämpfer erhielten seine Ambitionen, als ihm ein Unternehmen aufgrund seines Alters keinerlei Aussichten auf Erfolg konstatierte.
Schließlich wurde Erwin M. zu Inigo – Restaurant, Salon, Catering vermittelt, wo insbesondere Personal mit Erfahrung im Gastronomiebereich gesucht wurde. Hartnäckig und entschlossen sprach er die Verantwortlichen an, dass er immer wieder das gleiche höre und doch einfach nur arbeiten wolle. Man einigte sich darauf, sich das einmal anzuschauen. Und der arbeitswillige Mann bewährte sich, machte Abwasch, Küche, verteilte Essen, arbeitete dem Koch zu, kochte Kleinigkeiten. Nach vier Monaten hätte er sich schon fast in sein Schicksal gefügt, dass er endgültig keine feste Anstellung finden würde – da kam der erlösende Anruf. Die SANA Catering GmbH, ein Tochterunternehmen vom Haus der Barmherzigkeit, suchte einen Abwäscher und Erwin M. konnte endlich beweisen, was in ihm steckt.

 

Drei Männer und eine Frau in einem Garten
Küchenleiter Christoph Rischawy, Erwin M., SANA-Catering-GF Peter Zillner und Inigo-Outplacerin Tanja Zimmermann (v.l.)
Eib älterer Mann mit Bart, Brille und Käppi in einer Großküche mit vielen schmutzigen Pfannen und Töpfen
Erwin M. ist zufrieden, dass er entgegen vieler Voraussagen doch noch eine fixe Anstellung gefunden hat.

Das Haus der Barmherzigkeit beschäftigt insgesamt rund 1.000 MitarbeiterInnen, die SANA hat etwa 120 Vollzeit-MitarbeiterInnen, aufgeteilt auf etliche Standorte in Wien und Niederösterreich. Am Standort in der Tokiostraße, an dem Erwin M. beschäftigt ist, werden 260 bis 270 BewohnerInnen verköstigt, dazu gibt’s Mittagessen für die MitarbeiterInnen, den benachbarten Kindergarten und drei Tagesstätten. Das sind über 800 Essen zu Mittag, „dazu kommen noch Frühstück, Abendessen und diverse Zwischenmahlzeiten für die BewohnerInnen“, rechnet Küchenleiter Christoph Rischawy vor. „Derzeit haben wir einen Personalstand von 26 Leuten, davon sind sieben vom Inigo gekommen“, freut er sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Sozialökonomischen Betrieb.

Erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Personalsuche

Seit vier Jahren wendet sich Christoph Rischawy bei der Personalsuche vertrauensvoll an Tanja Zimmermann, die gemeinsam mit ihren KollegInnen die besten KandidatInnen aussucht. Dann werden drei Tage Probearbeit ausgemacht, und wenn’s passt, folgt eine Übernahme für einen Monat. „Das geht ganz unkompliziert“, spricht der Küchenleiter aus Erfahrung, und: „Zu 70 Prozent passt’s dann eh immer, dass wir die Leute ganz übernehmen.“
So lief’s auch bei Erwin M., obwohl Christoph Rischawy zunächst Bedenken wegen des Alters und der anstrengenden Arbeit hatte: „Aber man sieht seine Bereitschaft und den Willen zu arbeiten, und das zählt schon viel. Wir haben auch viel miteinander geredet.“ „Und jetzt simma schon fast ein halbes Jahr bei‘nand“, freut sich Erwin M.. „Ich bin für den Abwasch zuständig. Im letzten Jahr vor der Pension, da macht man keine Karrieresprünge mehr. Aber es hat geklappt, ich hab einen Job, das ist das Wichtigste.“

Auch mit "EinspringerInnen" wird ausgeholfen

„Ich bin froh, dass mir da wirklich Personalsorgen abgenommen werden“, freut sich Peter Zillner, Geschäftsführer der SANA Catering GmbH. Und wenn einmal Bedarf an Leiharbeitskräften besteht, dann kann das Inigo auch hier rasch einspringen: „Das ist für mich aus rein wirtschaftlicher Sicht ein großer Vorteil. Und das zweite ist, es kommen zu uns keine MitarbeiterInnen oder werden uns keine empfohlen, die nicht vorher gebrieft wurden."
Dem kann sich Küchenleiter Rischawy nur anschließen: „Die Leute haben schon Grundkenntnisse. Ich staun‘ oft selber d‘rüber, wenn ein Neuer kommt, dann gehen wir runter in die Küche und die Leute waschen sich automatisch die Hände, desinfizieren sich die Hände, was ich Leuten, die aus einer anderen Branche kommen, erst beibringen muss. Wo ich dann noch zwei, drei Wochen nachkontrollieren muss.“ Und Tanja Zimmermann bestätigt: „Wir schulen die passenden Leute schon gezielt im Hinblick darauf, was SANA Catering brauchen könnte.“

Peter Zillner fasst zusammen: „Es ist wirklich für die SANA und fürs Inigo eine Win-win-Situation. Ich glaub‘, dass wir bis jetzt fast allen einen fixen Job verschaffen konnten, und ich bin froh, wenn ich MitarbeiterInnen, die eigentlich schon in meinem Alter sind, eine Chance geben kann. So wie Herr M. bis zu seiner Pension seinen Job behält, wenn’s ihm gefällt. Das ist jetzt schon fast ein Versprechen.“

Erwin M. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Inigo – Restaurant, Salon und Catering (Caritas Wien) beschäftigt und arbeitet bei der SANA Catering GmbH in Wien-Donaustadt.

„Ich wollte arbeiten,
nicht nur blöd daheim sitzen.“
Erwin Minar

„Das Inigo versucht wirklich,
gute Leute zu uns zu bringen,
das ist ein großer Vorteil für uns.“
Peter Zillner,
Geschäftsführer SANA Catering GmbH