Ende eines langen Leidensweges
Zufrieden lächelnd sitzt Verica T. heute da, es geht ihr gut, sie ist angekommen. Aber sie musste schon viel kämpfen in ihrem Leben, nicht zuletzt um ihre Gesundheit. „Als ich 15 Jahre alt war, habe ich drei Jahre eine Lehre bei Wien Work gemacht“, erzählt sie. Danach arbeitete sie vier Jahre bei der Caritas in der Küche – da war ihre Welt noch in Ordnung. Eigentlich wollte sie Köchin werden, doch dann schaffte sie eine Prüfung nicht. Bevor sie einen zweiten Anlauf starten konnte, schlug das Schicksal zu – sie wurde krank. „Ich war so jung, 22 Jahre war ich damals. Und sie haben nicht gleich gewusst, was ich
habe. Mir war immer schlecht, ich war die ganze Zeit in Spitälern“, schildert T. ihren Leidensweg. Mal ging es ihr besser, dann wieder schlechter – die junge Frau konnte jahrelang nicht arbeiten.
Irgendwann konnte sie wieder an Arbeitsuche denken, das AMS versuchte zwei Jahre lang, sie zu vermitteln. „Aber niemand wollte mich. Die haben gesehen, dass ich krank bin,“ berichtet Verica T.. Neuen Mut fasste sie, als ihr ein Küchenjob in der Caterei angeboten wurde: „Ich hab‘ mir gedacht, dann schau ich mal, vielleicht nehmen die mich.“ Als sie eingestellt wurde, hoffte sie, dass jetzt der große Umschwung in ihrem Leben kommen würde, dass es diesmal mit dem Wiedereinstieg ins Berufsleben klappen würde: „Und es ist gegangen“, strahlt die zuvor schon so oft Enttäuschte. „Mir war nicht schlecht und ich hatte keine Bauchschmerzen oder so.“
„In der Küche der Caterei hat es mir gleich gefallen. Ich war immer gerne da und hab‘ die Arbeit mit Liebe gemacht“, erzählt Verica. Zum Einstieg wurde ihr der Abwasch überantwortet, aber die Arbeitsanleiter*innen erkannten bald ihre fachliche Erfahrung und ihr Engagement: „Ich hab‘ nebenbei Petersilie geschnitten, hab‘ viel gemacht, ich hab‘ ja nicht vergessen, was ich früher gelernt habe. Ich hab‘ mich ausgekannt in der Küche, das war kein Problem.“ So durfte sie anspruchsvollere Tätigkeiten übernehmen, vor allem die Zubereitung von Brötchen und Weckerln, wobei sie auch viel Neues lernte.
Bei großen Bestellungen, wenn Caterings ausgeliefert werden mussten, wollte sie immer mitfahren, auch wenn das oft viel Arbeit bedeutete – das liebte sie, das war genau das Richtige für die tatkräftige, interessierte Frau.
Verica T. verstand sich mit allen in der Caterei, schwärmt vom guten Team. Am liebsten wäre sie für immer geblieben, aber natürlich musste der nächste Schritt getan werden, der Schritt in einen dauerhaften, nachhaltigen Job. „Ich hab‘ gesagt, egal wo, ich will arbeiten, ich will nicht zuhause sitzen“, erzählt die 40-Jährige. Zweimal hätte es fast geklappt mit dem neuen Job, scheiterte dann aber in der Erprobungsphase. „Ich hab’ solche Angst gehabt, dass ich keine Arbeit mehr hab‘, wenn die Zeit bei der Caterei vorbei ist. Ich hab‘ mich gefragt, warum gibt es für mich keine Stelle?“
Und dann kam das Angebot von der Seniorenresidenz. „Am zweiten Arbeitstag sagte der Chef, sie nehmen mich auf. Und jetzt fühle ich mich zuhause! Jetzt geht es mir gut!“ freut sie sich. „Es kann natürlich später passieren, dass ich wieder krank werde und zuhause sitze, aber jetzt geht es“, fügt sie hinzu und die Euphorie über den neuen Arbeitsplatz überstrahlt die offenbar immer noch im Hintergrund lauernde Angst, dass die schlimme Zeit mit den gesundheitlichen Problemen nicht endgültig vorüber ist.
Vier Monate arbeitet Verica T. mittlerweile mit vollem Einsatz in der Seniorenresidenz „Fortuna Wohnpark“ – der Einstieg fiel ihr aufgrund der guten Vorbereitung und Qualifizierung durch die Caterei leicht. Die anpassungsfähige Frau ist für das Buffet zuständig, deckt auf, bereitet vor, teilt Frühstück aus, manchmal auch das Mittagessen – erledigt unermüdlich die anfallenden Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit aller. Sie genießt es, dass das Team zusammenhält und sich gegenseitig hilft. Der frühe Dienstbeginn um sechs Uhr ist kein Problem – die pflichtbewusste Buffetkraft ist sogar immer sicherheitshalber schon eine halbe Stunde früher an ihrem Arbeitsplatz, falls sich im Team jemand verspäten sollte.
Lernen, wohlfühlen und Vorbereitung auf die stressigere Arbeitsweise "draußen"
Schon in der Caterei war Verica eine große Stütze im täglichen Küchenbetrieb, erinnert sich Outplacerin Alexandra Weinzierl: „Sie hat immer gut mitgemacht.“ Das Besondere an der Caterei ist, dass hier kaum jemand abgelehnt wird, niemand wird zurückgelassen. „Es kommen immer wieder Leute, die gar nicht wollen, mit Abwehr, Unsicherheit, die schon lange weg sind vom Arbeitsmarkt.“ Aber hier kriegt jede*r eine Chance, es wird geschaut, dass jede*r dort eingesetzt wird, wo er*sie hinpasst. „Wenn jemand in der Küche arbeitet und es passt nicht, dann versucht man’s im Service und so weiter. Und wir achten darauf, dass die Teilnehmenden viel lernen. Ich hab‘ selber schon in der Küche mitgearbeitet und mir von Verica was beibringen lassen“, lacht Weinzierl. Alle sollen sich wohlfühlen, gerne zur Arbeit kommen – gleichzeitig werden sie auf die doch oft stressigere Arbeitsweise „draußen“ vorbereitet. „Hier ist man zum Lernen, aber woanders ist es natürlich anstrengender“, pflichtet ihr Verica T. bei.
Vermittelt wird von der Caterei naturgemäß vor allem in die Gastronomie. „Wir beschäftigen Leute aus allen möglichen Branchen, vom Bauarbeiter bis zur Sekretärin, und wenn sie in ihrer Branche nicht mehr arbeiten können, dann schauen wir, was noch geht“, erklärt Alexandra Weinzierl. „Einen Herren haben wir jetzt als Lagerarbeiter vermittelt, einen als Fahrer. Aber wir haben hier im Haus auch eine Bürostelle.“
Verica T. war beim arbeit plus Wien-Mitglied die Caterei beschäftigt und arbeitet jetzt in der Seniorenresidenz „Fortuna Wohnpark“.
„Ich hab‘ viel gelernt in der Caterei.“
Verica T.
„Bei uns bekommt fast jede*r eine Chance.“
Alexandra Weinzierl, dieCaterei