Der Gärtner aus Liebe
Ein kleiner, verträumter Park in Wien-Mariahilf, warme Sonnenstrahlen dringen durch das Blätterdach, zeichnen zarte Muster auf die Gehwege, die Bänke. In einem der großzügig bepflanzten Blumenbeete ist ein junger Mann damit beschäftigt, hingebungsvoll welke Blütenblätter zu entfernen. Ganz versunken ist er in seine Arbeit – man spürt Peter L.s Liebe zu den Pflanzen.
„Wenn wir in der Schule gefragt worden sind, was wir später einmal werden wollen, ist bei mir gleich rausgeschossen: Gärtner“, erzählt der 23-Jährige. „Ich bin einfach gerne draußen in der Natur, arbeite gerne mit Pflanzen.“ Was lag da näher, als die Leidenschaft mit dem Beruflichen zu verbinden: „Vor der Lehre war ich in der Jobfabrik, in der Gartengruppe. Und dann hab‘ ich die verlängerte Gärtnerlehre bei Jugend am Werk gemacht“, sagt Peter L. mit einem feinen Lächeln. Er wirkt zufrieden, ist offenbar im Einklang mit sich selbst und absolut glücklich mit dem, was er tut. „Mir g‘fallt das wirklich, wenn man im Sommer die Pflanzen setzt und man sieht, dass man was erschaffen hat, das wächst einfach. Das ist auch für mich was Schönes, wenn ich seh‘: Das hab‘ ich geleistet – das wächst und ich hab‘ das geschaffen!“
Im Beruf des Gärtners ist alles vereint, was Peter L. liebt, deshalb suchte er nach der Lehre auch eine fixe Anstellung in diesem Bereich. Seine AMS-Beraterin schlug ihm vor, es doch bei der Wörkerei zu versuchen, da von dort immer wieder Arbeitskräfte zur MA 42 (Wiener Stadtgärten) vermittelt werden. Wörkerei-Projektleiterin Safije Eder-Jenuzi erinnert sich: „Herr L. war ein wahnsinnig motivierter junger Mann, er wollte arbeiten.“ Zuerst wurde gemeinsam überlegt, wo er am besten andocken könnte, und so wurde er im Bereich Dienstleistungen eingesetzt und in den internen Werkstätten. Peter L. begeisterte mit seiner Zuverlässigkeit: Er kam nie zu spät, war aufmerksam, fragte nach, was zu tun sei, wo er helfen könne – einfach der perfekte Mitarbeiter! „Sachen entrümpeln oder aussortieren, oder Planen zuschneiden bei den Taschen, sowas hat mir schon auch gefallen. Es war einfach mal was anderes für mich“, war er offen für Neues. „Und es war die Chance auf den Traumjob. Ich hab‘ die Chance ergriffen!“
Mit Beginn der Sommersaison wurde der Gärtner aus Leidenschaft über die gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung im 17. Bezirk bei der MA 42 eingesetzt. „Die Arbeitskräfteüberlassung ist ein gutes Instrument, um den beschäftigenden Betrieb vertraut zu machen mit Menschen, die vielleicht auf den ersten Blick noch nicht so leistungsfähig sind. Und es ist für die jungen Menschen eine Chance, sich außerhalb des eschützten Rahmens eines Sozialökonomischen Betriebs zu zeigen, zu bewähren“, erläutert Safije EderJenuzi. Zusätzlich sammeln die Teilnehmer*innen Erfahrung in Bezug auf Teamfähigkeit, Vorgesetztenverhalten und Regeln.
Peter L. genoss die Zeit bei der MA 42 und begeisterte mit seiner Arbeitsauffassung die Vorgesetzten. „Ich hab‘ mich gleich von Anfang an bemüht, weil das eben mein Ziel war, dass ich da reinkomm‘, bei der Gemeinde“, schildert der engagierte Gärtner. „Ich war immer da, immer verlässlich, immer pünktlich. Pünktlichkeit ist für mich persönlich das Wichtigste, ohne das geht’s einfach nicht. Und Verlässlichkeit eben auch.“
Leider war bei der MA 42 keine dauerhafte Stelle frei, sodass der Traum von der fixen Anstellung platzte. Doch sein Chef war so begeistert, dass er Peter L. gerne für die nächste Saison wieder engagieren wollte. So kehrte der junge Mann zurück in die Wörkerei, wo ihn alle mit offenen Armen empfingen und er wieder in den beiden Arbeitsbereichen tätig werden konnte. Da gibt es einerseits die Nähwerkstatt plus Shop im 15. Bezirk mit Verkauf und Produktion von Upcycling-Produkten wie Taschen aus alten Planen oder Blumenständern aus ausgedienten Lattenrosten. Andererseits gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich Dienstleistungen, Transporte und kleine Reinigungsarbeiten. Hier können die jungen Menschen in einen Arbeitsrhythmus kommen und sich verschiedene Arbeitstugenden aneignen. „Die jungen Leute sehen dann: Okay, Kompetenzen, die ich nicht habe, kann ich erwerben, wenn ich einfach gut eingeschult werde, motiviert bin und mitarbeiten will“, erklärt die Projektleiterin. „Wir legen bei unserer Arbeit immer den Blick auf die Kompetenzen. Wir schauen einfach, was bringt der Mensch mit? Jeder kann etwas irrsinnig gut. Und wir überlegen dann: Ist das, was der junge Mensch kann, einsetzbar in den Zielen, die er erreichen will, oder braucht’s noch Schulung? Und wenn ja, welche Art von Schulung?“ Anschließend erhalten die Teilnehmer*innen die notwendigen Qualifizierungen und können vielfältige Praktikums- und Erprobungsmöglichkeiten nützen, um sich mit dem gewählten Arbeitsbereich vertraut zu machen und festzustellen, ob er für sie passt. Das wird durch zahlreiche Kooperationen der Wörkerei mit Lebensmittelketten, Ordinationen, Steuerberatungskanzleien oder Kindergärten ermöglicht. Und natürlich mit der MA 42, wo sich Peter L. bewähren konnte.
Zweite Chance brachte Erfolg
Da die jungen Menschen bis zu 12 Monate in der Wörkerei Beschäftigung finden können, erhielt Peter L. in der folgenden Saison bei den Wiener Stadtgärten eine zweite Chance: „Wir haben ihn wieder zur MA 42 geschickt. Und dann ist eine Stelle frei geworden“, freut sich Safije Eder-Jenuzi. Der junge Gärtner ist rundum zufrieden, dass er nun bei der MA 42 fix angestellt ist und sogar die neuen Mitarbeiter*innen, die aus der Wörkerei kommen, einarbeiten darf. „Die Kolleg*innen sind alle super, der Chef natürlich auch, und das ist für mich das Wichtigste. Es passt einfach ALLES bei der Arbeit – das ist sehr, sehr selten“, kann Peter L. sein Glück selbst noch kaum fassen...
Peter L. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Wörkerei beschäftigt und arbeitet bei der MA 42.
„Beim Gärtner, da ist für mich alles dabei, das ist für mich der Traumjob!“
Peter L.
„In der Wörkerei ist das Wichtigste, den Teilnehmer*innen vor Augen zu führen, was sie können.“
Safije Eder-Jenuzi, Wörkerei