arbeitplus wien
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Das ist erst der Anfang

Gleich nach seiner Ankunft in Wien begann der Syrer Deutsch zu lernen, erreichte schnell B2-Niveau, wie er in fast perfektem Deutsch erzählt. Es war für ihn ganz selbstverständlich, sofort Arbeit zu suchen und sich beim
AMS zu melden, wo man ihn nach seinen beruflichen Erfahrungen fragte. „Ich habe als Bautechnischer Zeichner und Bautechniker gearbeitet“, berichtet Mahmoud S.. „Aber wegen des Kriegs in Syrien habe ich keine Zertifikate auf die Flucht mitgenommen, deswegen wurde das in Österreich nicht anerkannt.“ Der AMS-Berater buchte den Techniker, der auch Erfahrung als Fliesenleger und ganz allgemein im Baustellenbereich hat, zum FAB zu.

Dort besuchte er einen Workshop für Online-Jobsuche in Österreich und in der Beratung deponierte er sofort, dass er gleich Arbeit finden und nicht noch eine langwierige Ausbildung beginnen wolle. „Ich bin schon 34 Jahre alt, wenn ich jetzt noch drei bis vier Jahre eine Ausbildung mache, bin ich mit 38 Jahren fertig“, erklärt Mahmoud S.. „Und ich habe eine Familie und zwei Kinder, da ist eine so lange Ausbildung nicht so einfach.“ Auf jeden Fall wollte er einen Job finden, in dem er langfristig Fuß fassen könnte, und suchte bereits eifrig. Beraterin Valentina Martic: „Mir war gleich klar: kein Hilfsarbeiter-Job. Vor allem, wenn er das Potenzial hat, wenn er schon vorher gearbeitet hat, wenn er schon selbständig war, wenn er studiert hat und gute Jobs gehabt hat und daran anknüpfen möchte.“

Ein Mann mit graumeliertem Vollbart in einem lässigen, khaki-farbenen Hemd
Mahmoud S. hat schon konkrete Vorstellungen für seine berufliche Zukunft.

Sie hatte auch eine praktikable, attraktive Lösung für ihn parat, die seine Erfahrung und sein Potenzial optimal nutzen würde: eine 18-monatige Intensivausbildung. Das war für S. eine Überlegung wert, obwohl er gerne als Bautechnik-Assistent gearbeitet hätte – für diesen Beruf gibt es allerdings keinen Intensivkurs …Die erfahrene Beraterin schlug deshalb vor, es doch in einem anderen, verwandten Bereich zu versuchen. Der 34-Jährige zeigte Mut und ergriff die Chance zur Weiterqualifizierung – noch dazu in einem Fachgebiet, das ihm beste Jobchancen für die Zukunft eröffnet. Um alles weitere kümmerte sich Valentina Martic und so durchlief der gelernte Bautechnische Zeichner kurz darauf extern einen Kompetenzcheck und unterzog sich weiteren Tests: „Deutschkenntnisse, Englisch und Mathematik und so weiter … Das habe ich Gott sei Dank bestanden.“

Es folgte ein zehntägiges, anspruchsvolles Clearing, wobei Module in den Bereichen Metall, Elektro, technisches Zeichnen, Mathematik und ähnliches zu absolvieren waren – auch diesen nächsten, wichtigen Schritt schaffte der erfolgreiche Syrer. Aufgrund seiner damals noch nicht so guten Deutschkenntnisse besuchte er zusätzlich einen Deutschkurs, aber dann ging es auch schon los mit der zweimonatigen Grundausbildung.  Das habe ich schon bestanden“, freut sich Mahmoud S.. „Dann habe ich als Spezialisierung die Kälteanlagentechnik gewählt und jetzt bin ich mitten in der Ausbildung.“

Ein Mann mit grau-meliertem Vollbart und eine junge Frau mit einem langen Zopf lächeln in die Kamera.
Mahmoud S. macht dank der Beratung durch Valentina Martic eine zukunftssichere Ausbildung.

„Wir sind darauf bedacht, eine individuelle Lösung für die Teilnehmer*innen zu finden“, erläutert Valentina Martic die Vorgehensweise im Projekt step2job in der Schiene Beratung-Job-Vermittlung. „Was sind die Vermittlungshemmnisse? Ist es fehlende Berufserfahrung, ist es fehlende Kinderbetreuung?“ Im Falle einer ungenügenden Berufsausbildung empfiehlt sie den Ausbildungscheck, bei Mangel an Berufserfahrung sucht sie gemeinsam mit den Kund*innen Praktikumsplätze. Zusätzlich gibt es im Haus ein Akquise-Team „für Personen, die sich einfach schwertun, selbst einen Job zu finden“. Der FAB kooperiert mit verschiedenen Firmen, die direkt wegen Personal anfragen – „und meine Kolleg*innen vermitteln dann, schlagen passende Teilnehmer*innen vor und so kommt es schneller zu einem Dienstverhältnis“, weiß Martic. Manchmal scheitert die Arbeitsaufnahme schlicht und einfach an einem fehlenden Kindergartenplatz – dann nützen Valentina Martic und ihre Kolleg*innen sämtliche verfügbaren Kontakte, um da zu unterstützen und für einen ungehinderten Jobeinstieg zu sorgen. Manche Teilnehmer*innen werden bei der Schuldenregulierung unterstützt, andere benötigen einfach jemanden, mit dem sie über ihre Probleme reden können. „Wenn jemand offen dafür ist,
die Vermittlungshemmnisse zu regeln, dann sind wir gerne dafür da“, verspricht die engagierte Beraterin.
Viele Teilnehmer*innen finden Jobs in der Reinigung, im Büro, in der IT, manchmal auch in ausgefalleneren Bereichen wie Laborassistenz. Und alle, die Interesse an einer Ausbildung haben, werden dabei nach Kräften unterstützt – „weil ohne Ausbildung wird’s halt schwierig. Da hat man immer einen Nachteil gegenüber jemandem, der eine Ausbildung hat“, hat die Erfahrung Valentina Martic gelehrt.

Mahmoud S. ist mit seinem Lehrgang sehr zufrieden und macht bereits Pläne für die Zukunft: „Ich habe in meinem Heimatland Syrien als Selbständiger gearbeitet, dann war ich in Jordanien und jetzt bin ich in Österreich.
Und wenn man einmal selbständig war, wird man nicht gerne zu irgendeinem Mitarbeiter in einer großen Firma. Jetzt muss ich einmal meine Ausbildung bestehen und danach sollte ich auch einmal bei einer Firma anfangen, um Erfahrungen zu sammeln, weil die Ausbildung ja auch hauptsächlich Theorie ist. Aber danach mache ich dann vielleicht wieder selbst eine kleine Firma auf.“ Und er erzählt von Freunden, die die Ausbildung zum Hydroanlagentechniker schon abgeschlossen haben. „Vielleicht machen wir gemeinsam etwas. Ich mache Kälteanlagen und sie ihre Anlagen“, hat der 34-Jährige schon ziemlich konkrete Vorstellungen, wie es für ihn weitergehen soll.

Mahmoud S. wurde beim arbeit plus Wien-Mitglied FAB im Projekt step2job in der Schiene Beratung-JobVermittlung beraten und macht derzeit eine Ausbildung zum Kälteanlagentechniker.

„Man braucht einen Plan, damit es gut läuft.“
Mahmoud Sror

„Wir nutzen all unsere Kontakte, um Vermittlungshemmnisse zu beseitigen.“
Valentina Martic, FAB