Beim zweiten Mal hat’s geklappt
Stolz und zufrieden steht Gholamreza B. im riesigen Lager des Haus der Barmherzigkeit in Wien-Ottakring: Hier hat er nach langwieriger Suche eine dauerhafte Anstellung gefunden. „In der Logistik werden medizinische Waren kommissioniert, bereitgestellt für mehrere Stationen hier im Haus und im Haus der Barmherzigkeit im 22. Bezirk“, erzählt der 59-Jährige. „Dazu müssen wir auch mehrere Wohngemeinschaften beliefern und die Waren für sie bereitstellen.“ Man merkt, dass er angekommen ist, seine Arbeit liebt und sich hier wohlfühlt: „Es passt jetzt sehr gut, ich habe gute Arbeitskolleg*innen. Überhaupt das ganze Haus, die Leute sind sehr freundlich und kommen mir gerne entgegen, wenn ich etwas brauche oder wenn ich Fragen habe. Es passt 100 Prozent, 200 Prozent“, freut sich der gebürtige Iraner überschwänglich.
Auf dem Weg zu diesem Traumjob musste Gholamreza B. allerdings einige Hürden überwinden und vor allem seine Flexibilität unter Beweis stellen. Seit 1977 ist er in Österreich, auch seine Frau ist hier, die Geschwister sind mittlerweile weggezogen. Beruflich kommt B. eigentlich aus einer ganz anderen „Ecke“, hat eine Lehre im Bereich Starkstromtechnik absolviert, war aber jahrelang im Taxi- und Mietwagen-Gewerbe tätig – bis die Corona-Pandemie diese Branche so schwierig machte, dass er mit dem Taxifahren endgültig abschloss. Zwei Jahre war der aktive Mann arbeitslos, bis ihn das AMS als Trainee ins Inigo vermittelte.
Zweimal wöchentlich absolvierte er seine Trainingszeit im Restaurant, in der Reinigung und in der Küche. „Er hat sich auf das eingelassen, obwohl er nie zuvor in der Gastro gearbeitet hatte“, ist Inigo-Berater Walter Fryd immer noch beeindruckt von B.s Einsatz. „Wir sagen auch allen, die bei uns als Trainees beginnen: ,Schau, ob Du was mitnehmen kannst für Deine berufliche Zukunft.‘ Und das hat er wirklich bravourös gemacht. Er war sehr eigenständig und sehr engagiert.“
Nach sechs Monaten bekam Gholamreza B. das Angebot, als Transitarbeitskraft einzusteigen, lehnte zunächst aber ab, da seine Mutter schwer erkrankte und er eigentlich zurück in den Iran fliegen wollte, um sich um sie zu kümmern und alles zu regeln. Schließlich konnte er jemanden vor Ort finden, der die alte Dame umsorgte, und hatte so doch noch die Möglichkeit, im Inigo neu anzufangen, diesmal in einer befristeten Beschäftigung im Catering, in der Essenszustellung, wo er dank seiner Fahrpraxis den riesigen Kastenwagen lenkte.
Obwohl der Arbeitsort in Breitenfurt war, von seiner Wohnung aus also am anderen Ende von Wien, nahm Gholamreza B. die Herausforderung an: „Ich hab‘ mir gesagt, doch, da gehst du hin, damit was weitergeht.“ Der neue Arbeitsplatz brachte neue Aufgaben und mehr Verantwortung, wovor sich der engagierte Mann aber keinesfalls scheute: „Ich hab‘ nie einfach gewartet, diese Sachen zu erfüllen, das sind meine Verpflichtungen, dem muss ich nachgehen. Das ist ganz wichtig, diese Verantwortung! Da ist es egal, in welchem Beruf man ist: Man hat bestimmte Verantwortungen. Man muss wirklich mitarbeiten, mitdenken. Und es beruhigt mich auch, wenn ich nach Hause gehe und weiß, ich hab‘ meine Arbeit gemacht.“
Im Inigo kann man aber nicht nur Verantwortung übernehmen, sondern sich entfalten, entwickeln und in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern seinen Platz finden. „Wir haben ja nicht nur die Gastronomie-Schiene, wir haben auch die Handels-Schiene, das heißt, unser Angebot ist sehr breit gefächert“, erklärt Walter Fryd. „Uns gibt’s seit 30 Jahren, wir haben sehr viel Erfahrung. Wir machen sehr viele Qualifizierungsmaßnahmen für unsere Leute.“ Durch sehr gute Kontakte in die Wirtschaft gelingt es, viele Teilnehmer*innen in dauerhafte Jobs zu vermitteln, etwa in die Bereiche Gastronomie, Systemgastronomie, Restaurant, Hotel oder in den Pflege- und Gesundheitsbereich.
Mit fast 60 Jahren noch einen neue Job gefunden
Für Gholamreza B. wurde eine Stelle als Küchenhilfe gesucht, oder besser noch als Fahrer, zum Beispiel in der Essenszustellung. „Ich hab‘ mir immer gedacht, dass ich keinen Job mehr finde. Weil ich in einem Alter bin, wo ich nicht mehr sehr gefragt bin. Aber trotzdem habe ich einen Job gefunden, trotzdem wurde ich aufgenommen, und ich kann meine Fähigkeiten einsetzen“, ist der bald 60-Jährige begeistert. Im Haus der Barmherzigkeit, mit dem das Inigo schon lange zusammenarbeitet und wohin schon einige Teilnehmer*innen vermittelt werden konnten, erhielt er schließlich im Bereich Logistik eine Chance.
Gerhard Stohlmann, Geschäftsführer im Haus der Barmherzigkeit: „Im Haus der Barmherzigkeit arbeiten etwa 1.900 Mitarbeiter*innen aus vielfältigen Berufsgruppen zusammen. Es ist sehr wichtig, dass es Initiativen wie Inigo gibt, die Menschen Chancen eröffnen und sie zurück in den Arbeitsmarkt begleiten. Wir sind sehr froh, dass Herr B. über diesen Weg zu uns gefunden hat und unser Logistik-Team mit seiner Erfahrung und seinem Einsatz bereichert.“
Gholamreza B. ist Walter Fryd dankbar für die gute Beratung und die Begleitung zum neuen Job: „Er hat mich voll motiviert!“ Und er berichtet von einer besonders dunklen Zeit, als ihn gesundheitliche Probleme fast wieder aus der Bahn geworfen hätten: „Wo ich gedacht habe, dass ich vielleicht in sechs Monaten nicht mehr am Leben bin. Und er hat gesagt: ,Denken Sie nicht so sehr daran, denken Sie weg davon, vielleicht… es passiert so vieles, man weiß nie.‘“ Glücklicherweise besserte sich B.s Zustand, es ging ihm immer besser und nun gilt er als geheilt. „Die Ärzte haben gesagt: ,Sie können von uns aus 150 Jahre alt werden‘“, sprüht er nur so vor Tatkraft. „Und da muss ich ehrlich sagen, Herr Fryd ist hinter mir gestanden, da verdanke ich ihm sehr viel“, strahlt er übers ganze Gesicht.
Gholamreza B. war beim arbeit plus Wien-Mitglied Inigo beschäftigt und arbeitet jetzt im Haus der Barmherzigkeit.
„Das ist ein gutes Gefühl,
wenn man sich auf mich verlässt.“
Gholamreza B.
„Bei uns kann man sich entfalten, man kann Verantwortung übernehmen.“
Walter Fryd, Inigo