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Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen steigt bedrohlich: Betroffene brauchen gezielte Unterstützung durch Soziale Unternehmen

Durch die Corona-Krise ist die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen deutlich gestiegen: auf 190.000 Personen österreichweit, davon 92.048 allein in Wien (Ende März 2021; inkl. langzeitbeschäftigungslosen Personen in Schulung). Jede/r zweite Arbeitsuchende in der Bundeshauptstadt ist bereits mehr als ein Jahr ohne Job! Christoph Parak, Geschäftsführer von arbeit plus Wien: „Angesichts der Entwicklungen bei der Langzeitbeschäftigungslosigkeit besteht die Gefahr, dass sich Arbeitslosigkeit verfestigt und die Sockelarbeitslosigkeit massiv steigt. Es wird also immer mehr Menschen geben, die auch bei guter Konjunktur nicht mehr in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden. Damit gehen massive soziale und gesellschaftliche Probleme einher wie Armutsgefährdung und verminderte soziale Teilhabe.“ Deshalb braucht es jetzt einen breiten Mix an Unterstützungsangeboten und die dafür notwendigen finanziellen Mittel, um die Betroffenen wieder in Arbeit zu bringen.

Nicht auf die Expertise der Sozialen Unternehmen verzichten!

Mit dem von der Regierung beschlossenen „Projekt Sprungbrett“ sollen bis Ende 2022 insgesamt 50.000 Langzeitarbeitslose in Jobs gebracht werden. Allerdings ist das Vorhaben bisher weder mit konkreten Inhalten gefüllt noch steht ein Projekt-Budget zur Verfügung. Arbeitsminister Kocher möchte in der Umsetzung größere Betriebe sowie Beratungs- und Betreuungseinrichtungen einbinden, um einen optimalen „Match“ zwischen Arbeitgeber_innen und Arbeitsuchenden zu finden – eine Leistung, die von den arbeit plus Wien-Mitgliedern bereits laufend erbracht wird. „Die Wiener Sozialen Unternehmen betreuen, beschäftigen und qualifizieren langzeitbeschäftigungslose Menschen. Sie machen sie fit für ihre zukünftigen Arbeitsplätze und vermitteln sie dank oft langjähriger Zusammenarbeit direkt an Wirtschaftsbetriebe“, weiß arbeit plus Wien-Vorsitzende Swantje Meyer-Lange. „Unsere Mitglieder und wir als Dachverband haben große Erfahrung und Expertise im Bereich innovative Arbeitsmarktpolitik. Deshalb müssen wir in die Planung und Umsetzung des neuen Projekts unbedingt eingebunden werden“, hält Meyer-Lange fest.

Soziale Unternehmen wichtiger denn je

„Wichtig ist, dass sich das „Projekt Sprungbrett‘ auch der Langzeitbeschäftigungslosen annimmt, die schon vor Corona auf Jobsuche waren“, mahnt Christoph Parak. „Sie haben Unterstützung besonders nötig. Immerhin suchen sie mittlerweile schon seit über zwei Jahren nach einer neuen Arbeitsstelle.“ Und: „Auch außerhalb des angekündigten neuen Programms muss das Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik erhöht werden.“ Aktuell sieht der Bundesfinanzrahmen allerdings ab 2022 eine kontinuierliche Verringerung der AMS-Fördermittel bis 2024 vor. Dabei sind gerade in der derzeitigen Arbeitsmarktlage die Angebote der Sozialen Unternehmen wichtig, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen.

Obstregtal in einem Supermarkt
Schneiderei-Zubehör auf einem Tisch

Einige konkrete Beispiele erfolgreicher Unterstützung

Sladjana S. war zehn Jahre arbeitslos und hat durch die Beschäftigung im Sozialökonomischen Betrieb der Caritas mittlerweile wieder einen Arbeitsplatz gefunden. Die 58-jährige Simone K., die wohl aufgrund ihres Alters kaum Antworten auf ihre Bewerbungsschreiben bekam, qualifizierte sich dank Job-TransFair weiter und hat nun eine fixe Anstellung. Die Corona-Krise kostete die Schauspielerin Sara K. ihren Job: Derzeit arbeitet sie begeistert im SPAR Markt von INIGO Handel, einem Projekt der Caritas Wien, und wird laufend im Bereich Lebensmittelhandel qualifiziert. Corona war auch der Grund, warum die 22-jährige Sabrina Sch. keine neue Arbeitsstelle fand – im Office der Volkshilfe Wien kann sie sich auf künftige Jobs vorbereiten.

Job-Chancen in Zukunftsbranchen

Gute Chancen für einen (Wieder-)Einstieg ins Arbeitsleben bieten Qualifizierungen und Ausbildungen in den Bereichen Umwelt, Kreislaufwirtschaft, Green Jobs und Digitalisierung/Technik oder Pflege. Durch diese Ausbildungen werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits können sich Jobsuchende neu orientieren und qualifizieren, andererseits wird dem Fachkräftemangel in einigen Branchen begegnet. Da die Länge der nötigen Ausbildungen aufgrund des Verdienstentgangs während der Ausbildung für Erwachsene oftmals eine unüberwindbare finanzielle Hürde darstellt, gibt es in Wien über den waff nachahmenswerte Förderaktivitäten: das Wiener Ausbildungsgeld, das Arbeitsuchende, die länger als zwölf Monate dauernde Ausbildungen machen, zusätzlich finanziell unterstützt. „Wir wünschen uns eine derartige Unterstützung auch vom Bund. Etliche Wiener Soziale Unternehmen sind außerdem bereits in Zukunftsbranchen tätig und bieten langzeitbeschäftigungslosen Menschen durch Beschäftigung und Qualifizierung erste Einstiegsmöglichkeiten. Andere unterstützen zum Beispiel Mädchen und Frauen dabei, sich auf technische Ausbildungen einzulassen“, erklärt Swantje Meyer-Lange.

21 konkrete Beispiele erfolgreicher Kooperationen von sozialen Unternehmen mit Wirtschaftsbetrieben sind im Buch „Chancengeber_innen – Von Menschen, die eine neue Jobchance bekommen, und denen, die sie dabei unterstützen“ anschaulich beschrieben. Nachzulesen unter www.arbeitplus-wien.at/publikationen/chancengeberinnen

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